Nicht dass ihr Debütalbum “Beseech Me” schlecht gewesen wäre, im Gegenteil: Der Band gelang damit auf Anhieb der Sprung auf das Cover des französischen Rolling Stone. Doch auf “Care” zeigen sich Clamm größer und lauter als zuvor. Kurz nach der Veröffentlichung von “Beseech Me” stößt Bassistin Maisie Everett zur Band – ein Schritt, der sich gelohnt hat. Mit ihr wirkt das Soundbild der Australier:innen komplett und bereit für höhere Aufgaben und Festivalslots. Das wird bereits im Opener “Scheme” deutlich: Mit verzerrten Gitarren und einer Laufzeit von deutlich unter drei Minuten geben Clamm hier bereits die Richtung des Albums vor. Inhaltlich ist die Platte dystopischer als ihr Vorgänger, in der Single “Bit Much” spricht Frontmann Jack Summers unter anderem vom dritten Weltkrieg. Das ist sicherlich auch der Pandemie geschuldet, wirkt aber eindringlich und authentisch und nicht so klischeehaft wie unzählige andere Lockdown-Wohnzimmer-Eigenproduktionen. Der intensive Gesang von Summers erinnert bisweilen an Joe Talbot von den Idles, musikalisch sind es eher ihre Landsleute und Genre-Kolleg*innen von Amyl And The Sniffers. Der treibende Punk von Clamm zwischen den Eckpunkten Post- und Power-Punk ergibt ein herrliches Chaos, das aber lange nicht so überladen und erzwungen wirkt, wie bei manch anderer Band des Genres.