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    Clarity Process
    Killing The Precedent

    VÖ: 07.03.2005 | Label: Defiance/Rough Trade
    Text: Alexander Graeser
    10 / 12

    Refused are fuckin’ dead – aber ihr fuckin’ Einfluss wird erst heute offensichtlich. Is this the new noise?

    Amerikas Jugend ist verwirrt. Amerikas Jugend ist orientierungslos. Amerikas Jugend hat eine gewisse schwedische Band gehört und Amerikas Eltern haben Prog-Alben im Schrank. Die Konsequenz dieser Fakten resultiert im momentan nicht enden wollenden Reigen der Bands, die komplexe Arrangements in ihrer Musik mit Gesellschaftskritik in den Texten vereinen. Clarity Process benennen den ersten Track ihres Albums mutig “The Capitalist” und rechnen mit dem ab, was God’s Own Country erst seine Identität gegeben hat: “We’re terrified, but purchasing.” Musikalisch passiert viel, in kurzer Zeit, laut, mit schnellen Taktwechseln und überraschenderweise oft im kompakten Zeitrahmen. Als grobe Eckpunkte kann man hier Vaux, Cave In und Since By Man nennen und das (Un)Wort Screamo in den Mund nehmen. Der eindeutig vorhandenen musikalischen und kompositorischen Kompetenz steht in der ersten Spielzeit als einziges der gelegentliche Mangel an Hooklines und Momenten gegenüber, die das große Vorbild so auszeichnen. Die glorreiche Ausnahme kommt dafür gleich am Stück: “Lines Between Lips” glänzt mit einem fast poppigen Refrain, mit sphärischen Klängen des Rhodes-Pianos und mit eingestreuten Streichern, die gekonnt am Attribut cheesy vorbeimanövrieren. “11 To 9” ist das dreiminütige Zerrbild einer Ballade und schlägt den Bogen zu den Prog-Brocken “New Hospital” und “The Day Your Own Blood Became Parasitic”. Coheed & Cambria hätten daraus wohl einen einzigen Track gemacht, aber daran scheiden sich ja zum Glück die Geister. Es ist ein gehöriges Vorhaben, dem durchweg hohen Niveau, das in diesem Genre herrscht, noch eins draufzusetzen. Aber Clarity Process können sich mit diesem Album zumindest einen festen Platz in den oberen Rängen sichern.