Treffen sich zwei Musikkritiker. Sagt der eine: Jeder Mensch braucht zumindest eine Clinic-LP. Sagt der andere: Ja. Bloß doof, dass Clinic nach fünf Alben immer noch so gut sind, dass man nicht weiß, welche man braucht.
Womit wir schon beim Dilemma wären. Die Band aus Liverpool veröffentlicht in schöner Regelmäßigkeit Platten von anspruchsvoller Qualität, denen man beim besten Willen nichts Schlechtes nachsagen kann, außer dass sie vielleicht doch wenig bis nichts ändern. Am Sound, am Standing, am Entgegenkommen der Band. Bubblegum, schon dem Titel nach ein weiteres unmögliches Mission Statement des krausen Quartetts, spielt wieder einmal ein wenig ins Besinnliche bei einer Musik, die durch schlingernden Punkrock einerseits und angeschrägten Folk andererseits höchstens nachlässig abgesteckt ist.
Sänger Abe Blackburn artikuliert sich nach wie vor bevorzugt durch geschlossene Zähne, und sein eigenartiger Sinn für Humor bewegt sich weiterhin jenseits der Wahrnehmung. Geblieben ist auch das Faible für ausrangierte Orgeln und Tasteninstrumente, die einen plüschigen Lounge-Sound importieren und zu einem merkwürdig trippigen Matrosen-Soul hochjubeln, den man so vorher höchstens im Traum schon einmal gehört hat. Beim akustischen Baby kommt sogar mal so etwas wie echte Zärtlichkeit auf, während Lion Tamer den halbherzigen Versuch eines Hitsongs macht. Das Perfide daran: Clinic klingen nie exotisch oder bemüht, aber immer nach sich selbst und nie nach jemand anderem.
Und das reicht mal wieder für die stille Treppe.
weitere Platten
Fantasy Island
VÖ: 22.10.2021
Free Reign
VÖ: 09.11.2012
Do It
VÖ: 11.04.2008
Funf
VÖ: 15.06.2007
Visitations
VÖ: 20.10.2006
Winchester Cathedral
VÖ: 23.08.2004
Walking With Thee
VÖ: 25.02.2002
Internal Wrangler
VÖ: 02.05.2000