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    Coilguns
    Odd Love

    VÖ: 22.11.2024 | Label: Hummus
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 381
    Schönheit
    Coilguns - Odd Love

    Coilguns legen den Sound ihres vierten Studioalbums zwischen den Soundscapes von Deafheaven und dem Feingefühl von Touché Amoré an und finden dort neue, wertvolle Zwischentöne.

    14 Songdemos legt Gitarrist und Bandgründer Jona Nido seinen drei Mitmusikern vor. Damit beginnt ein längerer Reifeprozess, den Coilguns ihren Songs schon früher haben angedeihen lassen. Der Unterschied ist diesmal, dass sie die ursprünglichen Bedeutungsebenen der eigenen Musik nach angemessener Ruhezeit noch einmal genau auf den Prüfstand stellen, und diese neue Besonnenheit hört man deutlich.

    Es sind feine Kleinigkeiten wie die zunehmende Dringlichkeit am Ende des Openers “We Missed The Parade”, in dem sich die drei, den Song dominierenden, schwerfälligen Gitarrentöne über vorpreschendem Hardcore-Rhythmus im letzten Moment in galoppierendes Chaos auflösen. Es ist Sänger Louis Juckers wahntrunkene, nackte Stimme zu Beginn des folgenden “Placeholders”, die im Verlauf des Songs immer wieder nach oben aus ihrer herkömmlichen Range ausbricht, während eine zweite Tonspur aus bemüht beiläufigem Pfeifen versucht, sie einzufangen. Es ist die überraschende Selbstverständlichkeit, mit der in der Single “Generic Skincare” melodische Gesangsdynamik und irre Gitarren, die man sonst eher in Spielarten des Metalcore vermuten würde, plötzlich Hand in Hand gehen. Kurz darauf kreisen in der Systemkritik “Bandwagoning” Schlagzeug und Gitarren umeinander, der Gesang wird durch Spoken-Word-Salven ersetzt, in denen Jucker die wirklich unangenehmen Fragen zur aktuellen Lebensweise in der westlichen Welt stellt, als würde schneidender Eisregen auf entblößte Gesichter fallen. Das hier die Circle-Pits zukünftiger Konzerte verborgen liegen, steht außer Frage.

    Angenehm gesangslastig folgt auf diesen Ausbruch das epischer angelegte “Caravel”, dessen dadaistische Klaviereinschübe den Song zu einem der Highlights der Platte machen. Viel Raum für instrumentale Klangschichten schaffen Coilguns dann im über sechsminütigen “Featherweight”, wobei diese Zwischenstücke auch ohne Gesang nichts an Ausdrucksstärke einbüßen, im Gegenteil.

    Insgesamt scheint es dem Schweizer Quartett ausgezeichnet bekommen zu sein, die finalen Aufnahmen ins norwegische Ocean-Size-Studio ausgelagert zu haben und dort, trotz nach wie vor starker DIY-Tendenzen, Scott Evans (unter anderem Thrice, Ghoul) an die Produktion heranzulassen. Es ist nach über zehn Jahren Bandgeschichte der Moment, in dem Coilguns erstmals das große Ganze ihrer einst mit wenig Erwartungen aus dem Post-Metal-Projekt The Ocean hervorgegangenen Band betrachten – eine gute Aussicht.

    Das steckt drin: Converge, Deafheaven, Touché Amoré

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