Cold Specks
I Predict A Graceful Expulsion
Text: Luzie Maroscheck
Das liegt nicht zuletzt an der Cold-Specks-Frontfrau Al Spx; wer erst kürzlich von der Stimme der Alabama-Shakes-Sängerin Brittany Howard umgeworfen wurde, kann gleich liegen bleiben. Spx reiht sich ein bei den großen Sängerinnen, die viel älter und weiser klingen als sie sind – nach täglich zwei Flaschen Whiskey und ebenso vielen Packungen Zigaretten. Ihre rauchige Rohheit puhlt sich einem in jede Pore und macht den Weg frei für ungehemmte Melancholie. Die aus einer albernen Stimmung heraus entstandenen musikalischen Selbstdefinitionen von Cold Specks – Doom-Soul und Gothic-Gospel – beschreiben die britische Band um die kanadische Sängerin erstaunlicherweise gar nicht schlecht. Roher Soul trifft traditionellen Gospel, trifft dreckigen Blues, trifft verspielte Indie-Gitarren. Mal zurückgelehnt mit Akustikgitarre und Cello, mal vorsichtig einheizend mit stampfendem Schlagzeug und aufschreiendem Orchester scharen sich die Instrumente stets anbetend um Spxs betörende Stimme. Das Debüt von Cold Specks klingt deshalb nach einsamer Holzveranda mit knarzendem Schaukelstuhl in den Südstaaten genauso wie nach einer Busfahrt durch eine nächtliche Großstadt, in der die Neonlichter die klare Sicht vernebeln. Denn bei aller Klarheit der gospeligen Gesangslinien, die gelegentlich durch choralen Backgroundgesang noch verstärkt wird, bleibt eine nicht greifbare Dunkelheit, die “I Predict A Graceful Expulsion” mehr als alles andere kennzeichnet.