Die britische Presse hat das Quartett schon seit rund einem Jahr als das “nächste große Ding” im Visier. Was nicht sonderlich viel heißen muss, denn eigentlich wird jenseits des Ärmelkanals bekanntlich jede Woche ein neues größtes Ding gefeiert. Von den meisten hört man dann nach dem Debütalbum nie wieder etwas. Die vier Wahl-Londoner könnten sich aber zu einer jener Ausnahmen mausern, die gemeinhin die Regel bestätigen. Stilistisch lässt sich “Parachutes” nur sehr schwer einordnen. Atmosphärisch dichte und ausgefuchst arrangierte Popsongs wechseln sich ab mit psychedelisch angehauchten Stimmungsbildern. Dezent Tempo machen können sie, gefühlvolle Balladen schreiben ebenfalls. Und sie trumpfen mit ziemlich abgedrehten Texte auf, wie etwa bei “Spies”, die an die englische Songwriter-Legende Nick Drake erinnern. Die vier Musiker, die ursprünglich aus allen Teilen der britischen Inseln stammen, sind jedoch alles andere als prätentiös. Die tiefe Ernsthaftigkeit, die in Musik und Texten immer wieder durchschimmert, sei nicht aufgesetzt, solle kein Image aufbauen, sondern komme aus ihnen selbst, erklären sie. Auf die ersten fröhlichen Songs müssen wir wohl noch ein bisschen warten. Bis zum nächsten Album vielleicht. Bis dahin gilt: Für rauschende Parties ist “Parachutes” nur bedingt zu empfehlen, zu melancholisch sind die Lieder, zu viel Weltschmerz ist drin. Elegant verpackt allerdings, gut anzuhören, eingängig und mit sicherem Gespür für passende Harmonien beschrieben. Diese Songs sind vielleicht noch nicht ganz die Kronjuwelen des Pop, doch sie schimmern schon ganz schön verführerisch. Für lange Herbstabende eigentlich genau das Richtige.
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