Colonel Claypools Bucket Of Bernie Brains
The Big Eyeball In The Sky
Text: Martin Iordanidis
Manchester, Tennessee 2002. Die Dub-Ikonen Praxis stehen neben Claypools Seitenprojekt Frog Brigade auf dem schwarzen Brett des Bonnaroo-Festivals. Doch deren Mastermind Bill Laswell ist verhindert. Kurzentschlossen provoziert Claypool eine Jam-Session mit den übrigen Praktikanten, unter ihnen Parliament/Funkadelic-Legende Bernie Worrell an den Keys. Der musikalischen Potenz nicht genug, dubben sich die Herren ohne Songs, Setlist und Soundcheck in sämtliche bekifften Hirne vor Ort. Das verlangt natürlich nach mehr. Im jetzt vorliegenden Konservenerlebnis wird das Jazz’ in Jazzrock’ ganz groß geschrieben, als gelte es, ein ganzes Mahavishnu Orchestra mit verknoteten Offbeats am Boden festzuseilen. Claypools irrwitzige Bassläufe finden sich im Dub-Mantel in einem bisher ungehörten Kontext wieder, neben den wenigen kompakten Vier-Minuten-Trips ergeht man sich – den Hörer mitunter sehr fordernd – im Improvisations-Flow. Es bleibt beim gelegentlichen Alibi-Pop wie in “Tyranny Of The Hunt”, der in Gestus und Ohrtauglichkeit vage an Primus’ “Antipop”-Album heranreicht. Kein Zweifel: Im Mittelpunkt stehen hier Musiker, die es abseits ihrer richtigen’ Jobs (u.a. bei Guns N’Roses und Tom Waits) mal richtig rauchen lassen wollten. Musikalische Masturbation at its best versteckt hinter dem besten Albumcover des Saison.