Ähnlich wie der berühmte alte Gaul, dem man auf seine alten Tage auch nicht mehr im Stepptanz-Kurs
anzumelden braucht, hat auch das Psychedelic-Trio längst die eigenen Kernkompetenzen eruiert: Irgendwo zwischen Kyuss, Jamrock, Prog und, sagen wir, großzügigem Zeitfenster. Wenn es dauert, dann dauert es eben. Colour Haze spielen ihren Desert Rock mit dem Selbstverständnis von gesetzten Herren, die längst wissen, wo sie stehen – und wie man da steht. Die gehen nicht mehr in die Kneipe, um Frauen, junge Dinger, geile Typen und sonst wen kennenzulernen, die suchen nicht mal mehr Streit oder neue Bekannte: Die gehen in die Kneipe, weil dort die alten Freunde sitzen. Das reicht. Manchmal (“The Real”) nehmen sie sich fürchterlich viel Zeit, um verhältnismäßig wenig zu erzählen oder viel zu spät erst die Pointe rauszuhauen. Manchmal (“Life”) sind sie derart geschwätzig, dass es in seiner Opulenz fast an 70s-Prog grenzt. “Im With You”, mit all seiner süßlichen Wonne, schlägt derweil die Brücke zum Okkult-Rock. Nur eines klärt sich auch dieses Mal nicht: Weshalb Colour Haze nicht auf Gesang verzichten, wenn alle Beteiligten doch offensichtlich viel mehr Spaß am Gniedeln haben und die großen Momente, wie die sagenhaften Jamrock-Stücke “Be With Me” und “Freude III”, wirklich bestens ohne dünnes Stimmchen auskommen.
weitere Platten
Sacred
VÖ: 14.09.2022
In Her Garden
VÖ: 14.04.2017
To The Highest Gods We Know
VÖ: 13.02.2015
She Said
VÖ: 14.09.2012
Chopping Machine
VÖ: 30.11.1999
Tempel
VÖ: 01.01.1900