In ihrer polnischen Heimat sind Coma mit Orden ausgezeichnete Megastars, links der Oder sorgen sie dagegen für Ganzkörperkrämpfe. Woran das liegt? Sagen wir so: Das Pathos und der Kitsch, den die eingangs erwähnten Megamultiseller Ende der 90er noch anhand unerträglicher Balladen zu einem massenkompatiblen Ganzen verknoteten, verkommt bei Coma zur unfreiwillig komischen Parodie. Es bleibt ein Rätsel, wohin das Quintett mit seinen blechernen und von seltsamen Gitarrensolos durchkreuzten Hardrock-Kompositionen will, aber das ist sowieso zweitrangig – denn hören werden das Panikorchester ohnehin nur die Wenigsten. Die Krone auf das eigene Scheiterhäufchen setzt dabei Sänger Piotr Rogucki, der im Nachahmen seiner Idole Serj Tankian und Layne Stayley so massiv verkrampft, dass er klingt wie Chad Kroeger beim Warmsingen auf einem Thron aus Porzellan. Zugegeben: Nach all dem Gebashe wäre es eigentlich an der Zeit, auf die positiven Aspekte des Albums einzugehen. Das Problem ist nur: Es gibt keine. Selbst bei der Suche nach visuellen Highlights scheitert man an dem seltsam-verschrobenen Selbstverständnis einer Band, deren Mitglieder sich schwarze Visagen färben und im Video zur Single “With You” kaum mehr leisten, als zu ihrem stilistischen Harakiri stumpf mit dem Kopf zu nicken. Vielleicht liegt es an der Uhrzeit oder an einem kulturellen Missverständnis, aber das, was Coma mit “Dont Set Your Dogs On Me” abliefern, holt keinen Hund mehr hinter dem Ofen vor. Nicht mal einen, der beißt.