San Francisco, das Epizentrum der Hippiekultur in den 60ern. Die Comets On Fire aus der Nachbarstadt Santa Cruz, das Epizentrum des Psychedelic-Rock 2006. Nach drei Alben seit 2001 erleben wir mit “Avatar” die Herabkunft, das Wiederentdecken klarer Songstrukturen, das Auftauchen aus dem unentrinnbaren Strudel zerrissener, rasender Fuzzkaskaden. Der Vorgänger “Blue Cathedral” war ein Hexenkessel voll Feedbacksuppe und fein zerhacktem Verstand. Alles pulsierte, brach aus und hielt doch zusammen. Ein Manifest, ein Statement: Was früher schockte, schockt auch heute noch. Und keep on rocking in the free world. Es ist toll, dass die Comets On Fire sich nicht zum Sklaven ihrer eigenen Tradition machen. Den Krach und das Gelärme sollen ruhig Mudhoney wieder aufgreifen oder The Heads auf die Spitze treiben. Die Comets erkunden den Song neu, machen sich Luft und seltener Lärm. Das Piano hat Soul, die Stimme von Ethan Miller den Blues, das Schlagzeug setzt swingende Akzente, und die Gitarren erzählen lange Geschichten, baden in Traditionen. Man muss nicht Procol Harum kennen oder Cream im Schrank stehen haben, um auf seine Kosten zu kommen – aber wer die Vergangenheit kennt, kann sich an dieser Zukunft ausgiebiger laben.
weitere Platten
Blue Cathedral
VÖ: 30.08.2004