Comic Sans
Éramos felices y no lo sabíamos
Text: Nicola Drilling
Dafür sind keine großen textlichen Analysen des zweiten Albums von Comic Sans nötig, ein Blick auf Songtitel wie “Si Todos Los Lados Del Cubo De Rubik Fueran Iguales” (“Wenn alle Seiten des Rubics Cube gleich wären”) oder “Canción Triste Para Un Asteroide” (“Ein trauriger Song für einen Asteroiden”) genügt. Wer deshalb an der musikalischen Qualität des spanischen Quartetts zweifeln sollte, der wird schon nach den ersten Powerchords von “Costuras” eines Besseren belehrt: Hier erwartet einen einwandfreier Midwest-Emo, der mit seinen abrupten Tempowechseln klare Mathrock-Einflüsse erkennen lässt. Dabei setzen Comic Sans nicht auf große Worte, sondern beschränken die textliche Essenz ihrer Songs meist auf wenige Satzwiederholungen und besingen etwa im Titelsong den Versuch, eine verflossene Liebe mithilfe von Surströmming, einer schwedischen Spezialität für ganz Hartgesottene, vergessen zu wollen – mit fraglichem Erfolg. Eins ist aber klar: Frontmann Álvaro Manzano schreit sich konstant nicht ganz tonsicher in Ekstase, stets begleitet von frickeligen Gitarrenriffs, bevor ein Trompetensolo den Rahmen bricht. Ein wenig ausgeleiert wirkt dieses Prinzip nach der achten Wiederholung dennoch, trotzdem zweifelt man nicht einen Moment am Wahrheitsgehalt des Albumtitels “Éramos Felices Y No Lo Sabíamos”: „Wir waren glücklich und wussten es nicht.“
Das steckt drin: Modern Baseball, Sorority Noise, Tiny Moving Parts