Eigentlich geht es ja schon seit 21 Jahren immer nur darum, sich selbst zu begeistern, herauszufordern und nicht zu wiederholen. So wiederholt es Converge-Frontmann Jacob Bannon in jedem Interview jedes Mal, als müsste er der lebende Beweis dafür sein, dass manche Leute über Musik reden können, seine Band aber nur Musik machen kann. Trotzdem haftet “All We Love We Leave Behind” so etwas wie Finalität an, eine Ahnung davon, dass Converge diesmal tatsächlich die Platte gelungen ist, zu der sie immer bestimmt waren. “Axe To Fall” blamierte die Konkurrenz, indem es ihr zeigte, wie viel mehr Converge noch können, es suchte seine Bezugspunkte nicht mehr bei Coalesce oder Poison The Well, sondern trainierte sich lieber auf die Knochigkeit und Geheimnistuerei von Tom Waits “Bone Machine” runter. “All We Love We Leave Behind” macht es sich einfacher: Diese Platte blamiert die Konkurrenz, indem sie besser ist, härter, waghalsiger, biegsamer und endgültiger. Außerdem schafft es niemand sonst, in einem scheinbar vollständig vereinheitlichten und zu Ende gedachten Sound so viele Zwischentöne unterzubringen wie Converge. Der All We Love-Opener “Aimless Arrow” ist sowohl Bestätigung als auch Widerspruch seines Titels, einerseits unfassbar wütend und rasend, andererseits verzweifelt wie man es nur sein kann, wenn man seine Probleme schon länger mit sich herumträgt. “Sadness Come Home” schafft es, gleichzeitig immer langsamer und unausweichlicher zu werden, es hat also viel gemeinsam mit einem Asteroid, der auf die Erde zusteuert, und in “Glacial Pace” wird gesungen, weit hinten im Mix und ohne dass es deshalb weniger wehtäte. Dazwischen gibt es Bolz- und Blastparts, Momente, stumpf wie Holz, ein Postrock-Interlude, großes Staunen über die Schnelligkeit von Gitarrist Kurt Ballou und niemals einen Gedanken daran, dass die das alles nur machen, weil sie können. “Coral Blue” bleibt dabei der einzige Song, der nicht ausschließlich nach Converge klingt, sondern auch nach einem Metallica-Zwischenstück und nach Oomph!, irgendwie, aber dann geht er fließend über in “Shame In The Way”, mit Drums-Galopp und nichts zu bereuen, und es ist doch wieder alles so schlecht und schwarz, wie es sein soll. Daraus spricht eine Verlässlichkeit, die längst zum größten Merkmal der merkmalsreichen Converge geworden ist, und ihre kultische Verehrung gleich miterklärt. Diese Band ist vielleicht keine Religion, aber Hass ist eine, und Converge sind das Amen in der Kirche dazu.
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