Vermutlich war das Konzert in Philadelphia, das die Band 2012 im Rahmen ihrer “All We Love We Leave Behind”-Tour gespielt hat, in Sachen halsbrecherischer Konsequenz, perfektem Krach und fliegenden Tropfen ähnlich grandios wie all ihre anderen, nur lässt sich das anhand des Mitschnitts so gar nicht nachvollziehen. Um ihre Fans richtig nah ranzulassen, hat die Band zig HD-Kameras aufgestellt und von einem Vice-Filmer koordinieren lassen, der sonst Reportagen für die Massen dreht. Eigentlich hätte der wissen müssen, dass sowas bei falschen Winkeln und hartem Licht ganz schnell als Daily Soap endet. Man sieht das Schlagzeug gefährlich glatt zittern, Jacob Bannons lichten Hinterkopf in greller Hochauflösung und ausführlich wie nie, in welchen Schuhen welche Bandmitglieder über welche Kabel steigen. Wenn der Blick mal kurz vom unschlagbar unsexy Bühnenboden wegschneidet, wechselt er auf verschwommene Nahaufnahmen der Instrumente oder schielt schräg ins Publikum, wenn da gerade alle am dümmsten gucken. So wenig Gespür fürs Subjekt oder überhaupt irgendetwas lässt sich höchstens noch als Kunstprojekt verklären, bei dem die Message sein soll, den Computer augenblicklich zu verbrennen und ins Real-Life-Pit zu springen, wo es noch was zu fühlen gibt. Oder aber Converge ist die simple Download-Version des Films egal, und sie spekulieren darauf, dass die limitierte Deluxe-Box mit älteren Liveaufnahmen und Interviews auf der zweiten und dritten Blu-Ray, Doppel-Vinyl, Buch, Slipmat und Aufnäher ihr vermeintliches Herzstück unauffällig verschluckt.
weitere Platten
Beautiful Ruin (EP)
VÖ: 29.06.2018
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VÖ: 03.11.2017
Jane Live
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All We Love We Leave Behind
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VÖ: 23.10.2009
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VÖ: 30.11.1995