Core
Away

Bei unseren Ösi-Nachbarn waren die Wiener Mitte bis Ende der Neunziger schon mal eine richtig große Nummer. Damals zwar noch zu viert und unter dem Namen Paradise Now!, aber doch mit ordentlich Puste unter der Erfolgs-Haube. Einen solventen Plattenvertrag bei der ‘BMG’, zwei beachtete Alben im Rücken, Support-Auftritte für die Rolling Stones, Lenny Kravitz, Marilyn Manson: da kann man nicht meckern. Jetzt, wo der Label-Deal und Sänger Markus über alle Alpen sind, singt der Gitarrist. Zu dritt und unter neuer Flagge geht’s jetzt noch mal ganz von vorne los. Dass die drei ehemaligen Schulkumpels seit 15 Jahren zusammen muckern, hört man: “Away” ist schon ein amtlich fettes Ding. Mächtig druckvoll, schmachtend zähflüssig wird hier der nicht mehr ganz so fleischige Alternative-Knochen zwischen Alice In Chains, Hum und U2 abgenagt und dabei zwar nicht neu erfunden, aber doch professionell und immer wieder anders angedacht. Die Songs haben Struktur, der Sound ist dynamisch, die Atmo dicht. Zwischendurch, wie bei “Kissing The Silence”, wird’s schon mal schmierig, und Chris, der Sänger aus der Not heraus, will manchmal ein bisschen viel – so manch ein Refrain schrammt knapp am Bon Jovi-Ungemach vorbei. Doch sonst läuft der Motor rund, der moderne, aufgeschlossene Alternative-Rock-Hörer von heute wird mit ordentlicher Wertarbeit in allen gängigen Konfektionsgrößen bedient. Redundanz bleibt da natürlich nicht aus.