Als sich Living Colour 1995 auflösten, war der Kreis derer, die das wirklich bedauerten, wohl schon arg geschrumpft. Nachdem man in den späten 80ern viel dazu beigetragen hatte, dem, was damals gemeinhin als Metal bezeichnet wurde, eine gehörige Portion Seele (oder auch Soul) einzuhauchen, verzettelte man sich später immer mehr in penetranten Gitarrengegniedel-Orgien. Corey Glover, der Ex-Sänger von Living Colour, hat es nach drei Jahren nun geschafft, sich ohne Vernon Reid eine neue musikalische Vision zu schaffen, die die Schwerpunkte gänzlich neu setzt. Der Soul im traditionellen Sinne dominiert auf Hymns eindeutig über die nur sehr vereinzelt eingestreuten Rocksongs. Mit den teilweise opulent durch Streicher und Bläser inszenierten Tracks folgt Glover eher den Spuren Marvin Gayes als denen von Jimi Hendrix und kann seine hervorragende Stimme besser in Szene setzen als je zuvor. Natürlich wird das so manchem Living Colour-Fan ein ganzes Stück zu eingängig sein, und viele Liebhaber der Soul-Legende aus den 70ern werden ihm Abkupferei unterstellen. Unter dem Strich bleiben aber so oder so eine Reihe von guten Songs.