Corridor ist Quinns Ein-Mann-Projekt. Mehr Köche hätten hier vermutlich auch den Brei verdorben, denn “Real Late” ist allein schon vielschichtig genug. Das liegt hauptsächlich an den unterschiedlichen Künstlern, die den Amerikaner beeinflusst haben: Dazu zählen unter anderem der Komponist Sergei Rachmaninow, das Elektro-Kollektiv Tangerine Dream, die Krautrock-Band Can und der Jazzgitarrist Django Reinhardt. Dementsprechend klingt “Real Late”: Die Songs entwickeln sich meist um ausgefallene, repetitive Rhythmen, zu denen Quinn verschiedene Melodieinstrumente stellt. Synthesizer, Gitarre, Cello – reichlich Spielzeug für einen ideenreichen Künstler. Quinn schafft damit, fernab bekannter Strukturen, faszinierende Stücke, seien sie gitarrenlastig wie “Roam Room” oder schlagzeugbetont wie “Rebuilding My Internal World”. Manchmal wirken die Lieder improvisiert, ein anderes Mal pedantisch komponiert. Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich Quinn so sicher, dass das Ergebnis immer authentisch ist. Nur gesanglich nimmt er an “Real Late” nicht so recht Anteil und wirkt in jedem Moment etwas leidenschaftslos und lethargisch, so tief und leise, wie er meist im Hintergrund grummelt. Damit bleiben auch die großen Emotionen aus, “Real Late” berührt den Hörer nur selten. Es ist eher in kompositorischer Hinsicht interessant, weshalb es – auch ohne übermäßig gefühlvoll zu sein – das Prädikat “horizonterweiternd” verdient. Und Lust auf die zitierten Originale macht das Album obendrein.