Vom ersten Tiefton bis zum letzten kehligen Krächzen drängt Ritual Abuse stur in eine Richtung: in den Untergang. Das symbolische Coverartwork garantiert, dass hier niemand die Katze im Sack kauft: Dornen ranken sich um eine nackte, zerkratzte Frau in unterwürfiger Büßerhaltung. Ein Bild des Jammers, in dem sich das Rot des Fegefeuers mit dem Schwarz der Hölle vermischt. Für jeden, der es noch nicht kapiert hat, hängt aus dem letzten Buchstaben des Bandlogos ein Kopfüber-Kreuz herab.
So sieht kein Titelblatt eines Buchs aus, das von den süßen Schokoladenseiten des Lebens erzählt. Dem freudlosen Äußeren wird Ritual Abuse auch innen gerecht: In Sound, Worten und Taten herrscht nichts als Nihilismus, Unheiliges und Aussichtslosigkeit. Die Töne werden tiefer gelegt, das Tempo dramatisch gedrosselt, die lebensverneinenden Texte ziehen auch den letzten Mundwinkel nach unten. Als finstere Fixpunkte dienen englische Doom-Metaller vom Schlage Electric Wizard oder My Dying Bride sowie die Sludge-Speerspitzenträger EyeHateGod. Cough liefern Antworten auf die Frage, wie langsam man Songs wie A Year In Suffering oder das Titelstück spielen kann, ohne dass zwischen zwei übergewichtigen Unterwelt-Riffs die Zeit stehen bleibt.
Dieses Album wälzt sich so behände durch Zeit und Raum wie ein gestrandeter Wal durch den Sand der neuseeländischen Küste. Drei der fünf unseligen Rituale misshandeln Hirn und Herz für mehr als 12 Minuten, obwohl je nur anderthalb bis zwei Ideen drin stecken. Langes Leiden, kurzer Sinn.
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Still They Pray
VÖ: 03.06.2016