Ihre Unberechenbarkeit macht Courting zu einem der aufregendsten UK-Newcomer 2022. Dafür mussten sie nur die Vorlagen zerschneiden, die Post-Punk-Kolleg*innen wie Dry Cleaning oder Shame in allen erdenklichen Farben wunderbar malen, die anschließend chaotisch zusammengewürfelten Einzelteile wieder aufkleben und das Ergebnis Damon Albarn als Fax senden. So weird und etwas verstörend klingt nämlich schon der Electro-Glitch-Wahnsinn des Openers “Cosplay/Twin Cities”. Doch stoische Basslines und unaufgeregter Sprechgesang in der Leadsingle “Tennis” offenbaren hinter der Experimentierwut den eigentlichen Plan von Courting: “Ein Rockalbum aufzunehmen und es dann zu ruinieren.” Das ist ihnen mit “Guitar Music” in bestmöglicher Hinsicht gelungen. Fast unverschämt liebliche Melodien wie in “Jumper” oder “Loaded” würden nach Blur klingen, würden sie nicht permanent vor die Wand gefahren. Dafür sorgen nicht nur Idles-Gitarren und etliche Störeffekte, sondern auch Sean Murphy-O’Neills mit Autotune verzerrter Gesang, mit dem er vor allem im LSD-Karussell “Famous” unfreiwillig an Charaktere der Horror-Webserie “Don’t Hug Me I’m Scared” erinnert. Seine Texte bleiben meist kryptisch bis wehmütig, man kann aber erahnen, dass er Englands Süden nur so lala findet, und hofft, dass David Byrne stolz auf ihn ist – oder zumindest David Beckham.
weitere Platten
New Last Name
VÖ: 26.01.2024