Dieses Album ist wirklich liebenswert. Und wie geschaffen für den kommenden Frühling. Warum interessiert sich eigentlich niemand für britischen Pop-Punk? Warum können sich Langweiler wie Sum 41 oder Blink 182 mit jeder neuen Single eine weitere Arschbacke vergolden, und Bands wie Crackout werden nicht mal registriert? Sind diese wegen fehlender Surferfahrung (Buckingham hat sicher keinen Strand) einfach nicht wet dream-kompatibel genug? Eins ist klar, die besseren Songperlen schreiben die Briten auf jeden Fall. Auf “This Is Really Neat” schütteln sie Ohrwürmer aus dem Ärmel, für die sich auch Weezer oder The Stereo nicht schämen würden. Kein einziger Song auf “This Is Really Neat” klingt auch nur eine Minute konstruiert, und das ist auch der Vorteil der Band. Man hört der Scheibe einfach den Spaß an, den Crackout beim Einspielen hatten. Hier geht es eben nicht um eine strategische Zielgruppensättigung des Nachwuchsmarktes – obwohl auch dieser bei (vorausgesetztem) guten Musikgeschmack an vorgezogenen Sommerhits wie “I Am The One” sicher seine Freude hätte. Vielleicht bekommen die Jungs ja mal die Aufmerksamkeit, die ihnen zusteht. Zu wünschen wäre es.
Gero Langisch 9
Bands, die mit jedem Ton – in diesem Fall sogar schon mit dem Albumtitel – betonen, dass sie aus einer guten Seele handeln, aber trotzdem ein wenig böse oder flippig sein wollen, nerven viel mehr als ein Arschloch mit Charakter. Was Crackout zwischen Pop, Rock und Emo versuchen, gab es schon derart oft in viel besserer Form, dass diese schlecht gemachte Platte einfach nur nervt. Mit Nettigkeit (“142”), versuchter guter Laune (“Empty Head”) und gescheiterten Wutausbrüchen (“Breakout”) treibt dieses Trio mehr Leute in den Wahnsinn, als es Freunde gewinnt. “I am the one who comes undone” heißt es im Refrain des Reißbrett-Hits “I Am The One” – es gibt kaum Textzeilen, die öfter benutzt wurden. Würden Crackout sich für den Unexplored-Sampler bewerben, ihre Teilnahme wäre nicht selbstverständlich, und davon sollte man eigentlich ausgehen, wenn Musiker beim englischen Traditionslabel `Hut` unter Vertrag sind. Und was den als besonders bezeichneten, englischen Charakter dieser eigentlich amerikanischen Musik angeht: Billie Joe Armstrong von Green Day hat mehr europäische Bodenständigkeit in seinem Organ als der halbstarke Crackout-Sänger mit bemüht cooler Stimme bei Songs wie “Volume”. Kurzum: “This Is Really Neat” ist weder Fisch noch Fleisch und deshalb belanglos.
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Oh No!
VÖ: 05.04.2004