Auf den ersten Blick haben Frontmann Michael Melchers und seine Mitstreiter den vermeintlich notwendigen Schritt gemacht: grummelnder Gesang, das Erschließen neuer Klang-Ästhetiken, die Vertiefung des Sludge-Sounds. Was wie eine logische Konsequenz klingt, hätte für Omega Massif nicht funktioniert und zu einem Bruch geführt. Für Cranial aber ist es Bindeglied und Abgrenzung zugleich. Auch auf “Alternate Endings” bleiben sie im Gegensatz zu Phantom Winter der direkte musikalische Nachfolger der Würzburger und unterstreichen das vehement: Tonnenschwere Riffs drücken einen nieder und werden von malmendem Schlagzeug und tiefdröhnenden Growls unterstützt. Anders als auf dem Vorgänger “Dark Towers, Bright Lights” fehlen die technisch-kalten Samples zwischen den Stücken und die kantige, urbane Stimmung. Stattdessen unterstreichen Sprach-Samples die behandelten Themen wie Verlust, Angst und Verzweiflung, aber auch Aufstieg und Hoffnung. Die brachiale Wildheit des Debüts und seine schleifende Bedrohlichkeit machen Platz für behutsam aufgebaute Emotionalität und drückende Befreiungsschläge. Nicht der malmende Rundumschlag, sondern griffige Heaviness geben den Ton an, sodass in der Tiefe Vorbilder wie Isis zum Vorschein kommen. Umso passender, dass Magnus Lindberg (Cult Of Luna) die mächtige Soundwand des Vorgängers gegen einen differenzierteren Sound ausgetauscht hat. Und so ist “Alternate Endings” keine Frage des Was-wäre-wenn, sondern eine Frage des Seins.
weitere Platten
Dark Towers, Bright Lights
VÖ: 10.02.2017
Dead Ends (EP)
VÖ: 02.09.2015