Creeper
Sex, Death & The Infinite Void
Text: Jonathan Schütz
My Chemical Romance gehörten 2017 neben Alkaline Trio und AFI zu den Bands, mit denen das Sextett aus Southampton verglichen wurde. Dabei werden Creeper dem Vergleich mit den inzwischen wiedervereinigten Emo-Größen erst jetzt vollends gerecht. Im Gegensatz zum 2006 von My Chemical Romance veröffentlichten Genre-Referenzwerk dreht sich “Sex, Death & The Infinite Void” im Kern jedoch nicht um eine Person, sondern um die zwei Charaktere Roe und Annabelle, die eine apokalyptische Romanze erleben. Die ist vom Nachtleben in L.A. (“No one survives the night in paradise”) gezeichnet und endet in “Black Moon” mit dem dramatischen Abgang von Roe. Zusammengehalten wird das Konzeptalbum von Spoken-Word-Interludes, die sich teilweise in den einzelnen Songs eingenistet haben und von der ehemaligen Sisters-Of-Mercy-Bassistin Patricia Vanian und Frontmann Will Gould gesprochen werden. Musikalisch fächern Creeper ihren Stil ebenfalls auf: Durch fast alle Songs strömen warme Americana-Gitarren, die die Stadion-großen und vielleicht eingängigsten Rock-Refrains des Jahres aufbereiten, während Gould mit einer Leidenschaft singt, die das Schicksal seiner Figuren erahnen lässt. Das kann man überzogen finden – oder sich von der perfekt inszenierten Geschichte mitreißen lassen.