Ist es frevelhaft, wenn sich eine Band ganz offensichtlich an ihren Idolen orientiert, ja sie beinahe kopiert? Ein wenig zwiespältig ist das schon. Wenn diese Band aber einen guten Job macht, ihren Idolen in nichts nachsteht, darf man ihr nicht böse sein. Im Fall von Criteria sind die Idole, sagen wir lieber: die Einflüsse, eindeutig Quicksand. Beinahe unablässig zitieren sie deren kraftvollen Post-Hardcore-Stil. Ob es der einsetzende Basslauf in “Salt In Game” ist oder die schweren Gitarren, das altbekannte Groove-Gerüst oder immer wieder diese Stimme – alles weist nach New York, circa 1992. Damals wollte sich Walter Schreifels mit Quicksand eine eigene Nische schaffen, wollte dem fingerpointenden Hardcore den Rücken zukehren. Kühl-atmosphärische, wütend stampfende und untypische, progressiv groovende Songbrocken waren das Ergebnis. Alle diese Merkmale besitzt auch “When We Break”, das zweite Album von Stephen Petersens Criteria. Petersen war Gründungsmitglied von Cursive, verabschiedete sich nach zwei Alben, gründete später The White Octave. Seit 2001 ist er zurück in Omaha, einer Stadt, über dessen musikalisches Geschehen seit Längerem viel geredet wird, dank Bright Eyes, dank The Faint oder The Good Life. Das Label Saddle Creek hat sich nun auch Criterias angenommen – und die bringen frischen Wind in die Kreativen-Kommune. So einen Sound hatte man noch nicht im Stall. Und trotz des unabdingbaren Referenzcharakters können Criteria vollkommen überzeugen. Das Depressiv-Düstere, das auch Quicksand innehatten, ist einer offensichtlichen Popaffinität gewichen. Trotz synkopischer Raffinessen und unberechenbarer Melodiehetzjagden bleibt die Band durchweg catchy. Das macht Spaß, ist wie ein Wiedersehen mit alten Freunden, die sich einer Verjüngungskur unterzogen haben. Nachdem sich fast alle wichtigen Emo- und Post-Hardcore-Bands aufgelöst haben, scheint eine neue Generation alte Äcker zu düngen. Kürzlich noch begeisterten The Forecast mit ihrem Gebräu aus Braid und The Anniversary, nun beerbt eine Band gekonnt Quicksand und Rival Schools. Was wohl als nächstes kommt? Vielleicht eine Band, die die inoffizielle Fortsetzung des Texas Is The Reason-Debüts abliefert. Wollen wir’s hoffen.