Die Suche nach einem Albumtitel hätte sich Valensi sparen und auch das zweite Album von CRX “New Skin” taufen können. Drei Jahre nach dem Debüt hat die Band ihre alte Haut abgestreift und sich neu erfunden, weshalb der Strokes-Gitarrist in Interviews von einem zweiten Debüt spricht. Diese Neuerfindung zeigt sich schon im Tempo der zehn Songs. War “New Skin” eine überdrehte Spritztour, bei der CRX das Gaspedal des gleichnamigen Sportcoupés voll durchdrückten, cruist “Peek” in mittlerer Geschwindigkeit durch die Nacht. Für Hektik sorgen nur noch Valensis charakteristische Solos, in denen er seine Gitarre wie einen Schwarm Wespen im Zuckerrausch klingen lässt. Ansonsten lässt das Quintett auf “Peek” fast kein 80er-Klischee aus, dafür genügt ein Blick auf das grelle Artwork oder die ersten Takte des Discokugel-Grooves von “Were All Alone”. Das ist zunächst gar keine schlechte Idee, weil die betonte Künstlichkeit und Oberflächlichkeit dieser Ästhetik gut zu Valensis emotionslos-kühlem Gesangsstil passt. Allerdings übertreiben es CRX an einigen Stellen, dann überschreitet ihre Hommage an den New Wave die Grenze zur unfreiwilligen Parodie. Tatsächlich wird die fehlende Geschwindigkeit “Peek” zum Verhängnis. Weil sich die Songs bis auf wenige Ausnahmen wie “Crash” im mittleren Tempo eingrooven, verfällt das Album in einen ermüdendeintönigen Trott. Spätestens zur Halbzeit wünscht man sich den Geschwindigkeitsrausch des Debüts zurück, wartet aber vergeblich auf den Kickdown.
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New Skin
VÖ: 28.10.2016