
Mit „How Does It Feel“ kreiert Ändra einen Sound, der bestechende Ähnlichkeit mit gewissen Tame Impala-Songs aufweist. Mit Flanger getränkte Verzerrungen, check. Kopfstimme à la John Lennon, etwas in den Hintergrund gestellt, check. Er könnte sich prima irgendwo zwischen dem noch von klassischem Rock inspirierten “Lonerism” und dem totalen Synthie-Erwachen des Australiers auf “Currents” verstecken. Die Spannungskurve des Songs ist nur leider etwas zu flach, um einen nachhaltig in die Psychedelic-Spirale mitzureißen, so treibt man eher verloren vor sich hin. “Looking Dumb” gibt alles, was die verzerrte Melodie und den Aufbau mit dem Zwinkern in Richtung Beach House angeht. Nur bleibt der Song durch das langsame Tempo etwas kraftlos an den Lautsprechern kleben.
Bei genauerem Hinhören ergibt das aber Sinn, denn im Text geht es um das Gefühl eines depressiven Zustandes, der einen wie gelähmt erscheinen lässt. Das Downtempo zieht sich durch und unterstützt die inhaltliche Ebene, zum Beispiel bei „Put Your Arms Around Me“. Die Traurigkeit sprudelt nur so aus den Zeilen, die vom Verlust eines guten Freundes handeln. Generell scheint Crystal Glass mit „Blue“ so einiges zu verarbeiten, was auch „Life’s Pretty Fun“ mit dem episch depressiven Refrain verdeutlicht, der sich aus erwartungsvollem Synthie-Geplucker und den melancholischen String Pads erhebt.
Zum Tanzen ist die Platte eher nicht geeignet, obwohl man das bei der Genreeinordnung vermuten könnte, dafür aber zum Mitfühlen. Hinter den Melodien verstecken sich zutiefst nachdenkliche und selbstkritische Texte. Hoffentlich geht es ab jetzt wieder etwas bergauf für Crystal Glass, denn die fröhlicheren Hooks seines Debüts standen dem Wahlberliner deutlich besser.
Das steckt drin: Tame Impala, Beach House, The Radio Dept.
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I'Melting
VÖ: 24.03.2023