Culm
Life In A Steel Cage Is No Life At All
Text: Philipp Welsing
Die norddeutsche DIY-Heimat Miyagi schießt mit Culm nach vorn: vier aus Rheine, die sich gern und eng an den alten, spröde-schönen, untergründig harten Knöselsound kuscheln, der von den Robocop Kraus perfektioniert wurde, bevor sie sich die Helme aufsetzten, an ihrer Rakete “Living With Other People” die Luke dichtknallten und sich mit ihr auf eine neue Schaffensebene schossen. Culm machen den Robocop Kraus das Alte nach, aber sie machen es schön. Das klingt gemein, lässt sich aber ebenso wenig von der Hand weisen, wie es von der Qualität ihres zweiten Albums ablenken soll. Das ist nämlich toll geworden. Als wir sie zum Demo des Monats kürten, fielen die Worte “schräg” und “fordernd”. Beides greift weiterhin – beim Gesang. Was der eine als nölig bezeichnet, als affektiert, sogar aufgesetzt, ist in Wirklichkeit ein Zeichen, dass Worte von Herzen kommen. Das letzte Bisschen richtige Aussprache wird zugunsten wichtiger Textzeilen hintangestellt. Die fetten Gitarren zugunsten guter, weil ungewöhnlicher und durchdringender Akkord-Konstrukte. Das macht Culm weiterhin sympathisch. Textlich dreht sich die Platte um Fehler. Um welche, die gemacht worden sind, und jetzt hat man den Salat. Zudem mag einen nicht jeder, und die, bei denen es besonders schön wäre, noch am allerwenigsten. Als Lösung werden maximal neue Fragen gestellt, und trotzdem fühlt man sich danach getröstet. Statt blindem Agitationsgestichel findet hier Einsicht statt und ein sanfter Anschub, der eigentlich von alleine kommt. Gerne singen wir dann Christophs Worte aus “Abyss” mit. “I walk the line, I walk the deadline!” – und das beim positivsten Song einer mürrischen und wunderbar ausmusizierten Platte. Als finaler Sympathieschlag erscheint “Life In A Steel Cage…” ausschließlich als Vinyl-LP mit beiliegender CD. Bitte genau so weitermachen.