Wer Südamerika noch immer mit Metal-Exotenbonus verbindet, kennt Alejandro Londoño nicht. Der zeichnet 1992 für den wohl ersten Doom-Song des Kontinents verantwortlich und führt mit Cultura Tres daher auch das eigene musikalische Erbe seiner Death-Metal-Band Epitafio fort. Londoños Begeisterung für Alice In Chains währt in “Propriedad De Dios” nur eine Strophe lang. Danach stürzen seine Vocals vom Layne-Staley-Denkmal in die Tiefe und enden wie der Filmtod eines Bösewichts mit schmerzverzerrten Doom-Schreien. Weil “El Mal Del Bien” aber über ein hochsensibles Klischee-Warnsystem verfügt, wenden Cultura Tres sich immer rechtzeitig neuen Klangtexturen zu. “Purified” hat einen solch typischen Moment zu bieten: Londoños Gitarre bedient sich am Grabbeltisch des Classicrock und fischt ein ganz simpel gestricktes Solo heraus. Es wird dann kurz etwas heller auf “El Mal Del Bien”, aber für Erheiterung sorgt auch das nur kurzzeitig. “The Grace” poltert mit Celtic-Frost-artigen Höllenhall-Vocals nach vorne los und schrammt nur dank seines filigranen Skalenspiels an Max Cavaleras viersaitigem Gitarrenknüppel vorbei. “Los Muertos De Mi Color” färbt mit psychotisch hämmernden Percussion-Instrumenten und einem finsteren Synthetiksound die Seele schwarz, und in “No Es Mi Verdad” erklären mehrstimmige Gitarrenläufe, wie Kontrapunkte nach den Regeln von John Baizley funktionieren. Doom-Kochbesteck gibt es überall, eine Voodoo-Küche wie diese hat Seltenheitswert.
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Rezando Al Miedo
VÖ: 10.05.2013