“Get Fixed” ist so dissonant und unbequem wie sein Inhalt. Wenn Tim Kasher aus dem Fenster blickt, sieht er die Welt brennen. Die Songs für das neunte Cursive-Album sind im Rahmen der “Vitriola”– Aufnahmen entstanden, doch ihre Botschaft war Kasher zu wichtig, um ihr auf einem Doppelalbum die Wirkung zu nehmen. Die lautet in der Kurzversion: alles furchtbar im Moment. Die tiefsitzende Enttäuschung gegenüber der Politik haben wir längst durchgekaut. Für den fatalen Zustand der Welt müssen diesmal also die Unterhaltungsindustrie, soziale Ausbeutung und vor allem fehlende Menschlichkeit herhalten. Würde Kasher all den Frust nicht in so dringliche wie aufrichtige Texte verpacken, ginge sein Pessimismus glatt als weinerlich durch. “Marigolds” sticht schon allein deshalb positiv heraus, weil es sich eben nicht in den unleidlichen Rundumschlag einreiht. Die Prämisse eines Krankenhausbesuchs ist zwar nicht weniger traurig, aber umso spezieller umgesetzt: Nach dem bedächtigen Aufbau pumpen mechanische Drums wie Beatmungsgeräte und Bläser lassen ausnahmsweise so etwas wie Hoffnung zu. Eine Wohltat, denn selbst der Schlussakkord von “Get Fixed” klingt alles andere als versöhnlich aus. Langzeitfans werden in den experimentierfreudigen Tempowechseln und der markanten Cello-Begleitung den ein oder anderen “The Ugly Organ”-Moment wiederfinden. Alle anderen erfreuen sich eher an Kashers lebendigen Texten und decken sich vorsichtshalber ebenfalls mit Wasser und Konserven ein: “So we’ll be well equipped/ For the apocalypse/ Tell me I’m overreacting”. Hoffen wir’s.
weitere Platten
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