Auch das Modeunternehmen Yves Saint Laurent hat diese Parallelen erkannt und der Trennungsballade “Next Time” ein edles Schwarzweiß-Video spendiert. Darin mimt Curtis den einsamen Troubadour mit Gitarre, während sich seine Verflossene barbusig am Strand räkelt. Doch auch ohne visuelle Untermalung funktioniert das Debütalbums des ehemaligen Background-Sängers von Cee-Lo Green, weil Curtis zwar die letzten Jahrzehnte Musikgeschichte fast vollständig ausblendet, dafür aber sehr gekonnt mit Soul-, Gospel-, R&B- und RocknRoll-Einflüssen hantiert. Dabei reicht die Bandbreite von ruhigen Songs wie “I Need A Friend”, in denen Hardings Gesang immer wieder in eine flehende Kopfstimme springt, über Disco-Nummern wie “Heavens On The Other Side” und “Keep On Shining” mit groovendem Bass und rhythmischen Bläsereinwürfen bis zu eher rustikalen und ungestümen Rocksongs wie “Surf”. Bei letzterem wurde Curtis von seinem Kumpel Cole Alexander unterstützt, der hauptberuflich bei The Black Lips und gemeinsam mit Harding in der Garagenrockband Night Sun spielt. Zum Glück verzichtet Curtis Harding im Gegensatz zu vielen aktuellen Soul- und R&B-Sängern darauf, sein stimmliches Talent mit zig Schlenkern und Verzierungen zu beweisen, und beschränkt sich stattdessen auf einen zwar ausdrucksstarken, aber dennoch angenehm unaufgeregten Vortrag. Trotzdem wünscht man sich während der zwölf Songs von Soul Power manchmal, dass sich Curtis in Zukunft ein wenig aus dem sicheren Hafen der 60er und 70er wagt.