Das unterscheidet die Chicagoer von einer Band wie, sagen wir, Converge, bei denen zwischen zwei Noten meist nicht mal mehr der kleine Finger passt. Cut Teeth halten sich hier zurück, und das gilt für die Musik ebenso wie für die Studioarbeit. Dass ein Song wie “Between Death & Taxes” zum charakterstarken Brecher wird und nicht in breit getretenem Imponiergehabe verkommt, liegt vor allem an der sparsamen Produktion des Debüts. Ein unspektakulär rumpelndes Schlagzeug, Riffs, ein trockener Bass, Feedback-Schleifen, Riffs, eine Grundästhetik, bei der man den Raum in dem Night Years aufgenommen wurde (diesmal ist die Band in ein Studio, statt in den Keller ihres produzierenden Gitarristen Matt Jordan gegangen) immer hören kann und Dustin Curriers Stimme, die gegen all das anschreien muss. Die richtigen Motive sind das zentrale Element bei Cut Teeth: Wo andere postrockig ausschweifen, reichen hier fünf Spuren, ein kaputtes Mikrofon und eine handvoll anderer Störsignale, um an den richtigen Stellen besonders fest zuzugreifen. So kommt das blecherne “Rehearsal Dojo” ganz ohne Gesang aus und steht nach einer guten halben Stunde trotzdem als einer der komplettesten Songs von Night Years da. Mit dem Herzen sind die vier Musiker aus dem Mittleren Westen dabei 15 Jahre in der Vergangenheit, auch wenn man ihnen das nur manchmal anhört. Dass die Haltung von Cut Teeth den Gitarrenbögen einige Male im Weg steht, nimmt man hier weniger gerne in Kauf. Um die Balance zwischen Sturheit und Schönheit zu finden, bleibt ihnen nach diesem tollen Debüt ohnehin genug Zeit. Und für noch mehr Riffs.