Cymbals Eat Guitars
Lenses Alien
Text: Philipp Kind
Wahrscheinlich die beste Idee, die sie jemals hatten. Mit der Zeile Shot through the head, Im coming, singt sich Sänger Neil Berenholz zu Beginn des ausnahmsweise doch noch mal überlangen Openers von Lenses Alien direkt in die Köpfe seiner Hörer. In den fünf Minuten danach sieht es aus, als würden Cymbals Eat Guitars wieder in ihren gewohnten, halb-gelangweilten Trott zurückfallen. Lange Instrumentalparts, Gitarren, die bis zum bitteren Ende ausklingen, und das mitten im Song. Keep Me Waiting lässt aber alle Zweifel zurück und entpuppt Dinosaur Jr. als eine der Grundlagen fürs zweite Cymbals-Eat-Guitars-Album. So absurd diese Mischung aus Gleichgültigkeit und Exzess erst erscheint, so selbstverständlich funktioniert sie. Ihre Hausaufgaben hat die Band also gemacht und sogar in fernen Genres recherchiert. Nachdem alle Hemmungen des ersten Albums überwunden wurden und die Songs sicherer auf den Punkt gebracht werden, starten Cymbals Eat Guitars Richtung Experimentierfreude. Das anfangs verträumt-seichte Plainclothes baut sich langsam zu einem Bücherturm aus den Biografien von Shins und Flaming Lips auf. Mit seinem 30-Sekunden-Finale voller Discogeschrei erinnert es dann schon fast an Pulled Apart By Horses. Es scheint, als hätten Cymbals Eat Guitars ihren Sound in die richtige Richtung weiterentwickelt, aber auch genug Luft nach oben gelassen, um auf dem nächsten Album noch einen Schritt weiter gehen zu können. Wenn nämlich Lenses Alien in einem alles zerberstenden Schrei gipfelt, fragt man sich, wo die wahren Wurzeln der Band liegen.