Ragga auf deutsch ist mal was Neues – das wars dann aber auch schon fast.
Dass urschwarze Musikformen wie HipHop und Soul im harten deutschen Idiom funktionieren und allgemein Akzeptanz finden, ist inzwischen bekannt. An Dancehall und Ragga hat sich in letzter Konsequenz noch niemand rangetraut, doch bei D-Flame heißt es nun: Jamaica sehen und erben. Ein Trip ins gelobte Land der Toaster öffnete Augen und Stimmbänder für diesen eigenwillig flowenden Sprech-Singsang. Und, Überraschung: Es funktioniert – zumindest auf Styles-Ebene: Nach vier Songs ist Mista Aufgeschlossena Höra drin in der Materie, fühlt sich bisweilen an die Tunes eines Beenie Man oder einen um Oktaven nach unten versetzten Red Rat erinnert, und wundert sich insgeheim, wieso vorher keiner auf diese Idee kam. Arschwackel- und Kopfnickfaktor also durchaus im grünen – auch wenn Senor Deepthroat alleine am Mic oft etwas anstrengt. Kommt aber nicht allzu oft vor, denn die Sidekick-Liste ist mit Eißfeldt, Samy Deluxe, Guru (!), Tone u.a. lang und qualitätssicher gewählt. Leider nutzen D-Flame die allgemeine Verständlichkeit nicht aus, auch inhaltlich den ein oder anderen neuen Akzent zu setzen: Todernst und verkniffen wird hier zum x-ten Mal das HipHop-Evangelium durchexerziert: Wir sind die besten. Die anderen können nix. Feinde-hinter-meinem-Rücken-Paranoia. Und so weiter. Schade, dass trotz einiger neuer Ansätze am Ende der Schnitt nur Durch- ist…
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Unaufhaltsam
VÖ: 13.10.2003