Daevar
Amber Eyes
Auf seinem zweiten Album “Amber Eyes” zeigt das Kölner Trio jedoch, dass es auch ein Händchen für andere Spielarten hat. Denn ihre bleischweren Riffs kombiniert die Band um Sängerin und Bassistin Pardis Latifi gern mit Post-Rock-Referenzen und psychedelischen Versatzstücken, um das Spannungsfeld zwischen laut und leise, Melodie und Noise, Rückgezogenheit und Ausbruch auszuloten. Da sich zwischen diesen Gegensätzen auch Grunge verorten lässt, ist die selbstgewählte Bezeichnung Doom-Grunge durchaus folgerichtig.
Die wahre Stärke von “Amber Eyes” erwächst aber letztlich nicht aus dem Verschmelzen von Genres, sondern liegt in der Kunst der Reduktion. Mit wenigen Mitteln erzeugen Daevar (nicht zu verwechseln mit den Black-Thrashern Daeva aus den USA) viel Atmosphäre. So fungiert das Schlagzeug als der verlässliche, aber meist unauffällige Motor im Hintergrund, die Riffs werden mit Bedacht eingesetzt, quellen dann aber umso zäher wie schwarzer Teer aus den Lautsprechern und über alldem schwebt Latifis charismatische, dunkle Stimme.
Die Rafinesse des starken Openers “Lilith’s Lullaby” oder von “Lizard”, einem Song, der auszuloten scheint, wie langsam man spielen kann, ohne zum Standbild zu mutieren, erreichen zwar nicht alle der sechs Stücke. Aber Zeit hat diese junge Band allemal.
Das steckt drin: Frayle, Sunnata, Windhand
weitere Platten
Delirious Rites
VÖ: 27.01.2023