Der erste Impuls ist völlig menschlich: “Hömma, da könnt’ ich mich reinlegen!”. Zweiter Impuls: “Aua!”, denn – Kölner Grundgesetz im Kopf – “et kütt wie et kütt” und “et es noch immer schief jejange”. Die Paradise-Lost-Gedächtnismelodien in “Bloody Fingers” oder im sagenhaft ergreifenden “Leila” sind ebenso allerliebst wie der Schlamm, mit dem das Kölner Trio alles wieder überzieht. Der Spaß wiederum liegt in der absurden Brachialität, die unter der Oberfläche wütet. Dass Daevar dem uvre des Doom kaum Neues hinzufügen, stimmt derweil nicht ganz. Trotz der Nähe zum Einmaleins der Zeitlupe, setzen Sängerin und Bassistin Pardis Latifi & Co. ihre Brocken neu zusammen, lassen ausreichend Platz zum Atmen und brechen den von Windhand oder Sleep vorgegebenen Rahmen etwas auf. Im zehnminütigen “Leviathan” steht sich das Feedback förmlich die Beine in den Bauch. Wenn sie beim zeitgeistigen Selbstoptimierungs-Dingsbums mal wieder von Entschleunigung reden, das hier ist der real deal. Langsamer hieße rückwärtsgehen. “Yellow Queen” zieht indes seine Kreise in dezent orchestriertem Post-Punk und diesem Schmäh, den es seit “Satanic Rites Of Drugula” von Electric Wizard viel zu selten gegeben hat. Miesepetrig, aber “et kütt von Herze”. Denn wir wissen, es ist nicht der Fuzz, es ist das zerfledderte Herz, das zählt.
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Amber Eyes
VÖ: 22.03.2024