Keine zweite Platte kommt dieses Jahr mit einer solchen Bugwelle daher, so richtig größenwahnsinnig und bombastisch ist “Random Access Memories” dann aber doch nicht geworden. Im Vorfeld war von einem Dreifach-Album die Rede, mit Songs, die eine Dreiviertelstunde dauern. Zumindest diese zweite Idee macht Sinn, denn die 13 Stücke, die es am Ende geworden sind, gehen so flüssig ineinander über, dass der gewünschte Hirnreiseeffekt eintritt. Und es ist eindeutig eine Vergnügungsfahrt geworden. Daft Punk sind nicht nur die innovativsten Helmträger seit Darth Vader, sondern gelten auch als Perfektionisten und Bühnenroboter. Trotzdem statten sie ihre neue LP mit einer menschlichen Wärme aus, die uns eigentlich schon auf dem letzten Album versprochen wurde, und die den größtenteils extraflauschigen Songs gut zu Gesicht steht. “Random Access Memories” stellt thematisch eine tarantinoeske Museumsführung durch die Discostile der 70er und 80er dar, teilweise unter Mitwirkung der Protagonisten von damals. Das klingt dann ab und zu so charmant, wie man sich in der Vergangenheit die Zukunft vorgestellt hat, meistens aber einfach nur modern. In Interviews mögen Daft Punk gerne von ihrer Vorliebe für Vintage-Equipment und Ostblock-Vocoder schwafeln, in Wahrheit geht es ihnen zum Glück spätestens jetzt wieder ums Gefühl. Und in der Hinsicht ist “Random Access Memories” ein rücksichtslos geräumiges Mutterschiff mit Lichtern obendrauf geworden, das auf dem Weg durch die Weiten des Alls außer Get Lucky noch viele andere ansteckende Krankheiten verbreiten könnte.
weitere Platten
Random Access Memories (Jubiläums-Edition)
VÖ: 12.05.2023
Tron Legacy
VÖ: 10.12.2010
Human After All
VÖ: 14.03.2005
Discovery
VÖ: 12.03.2001
Homework
VÖ: 15.01.1997