Dass diese brutal drückende, klanglich spannende und detailreich raumgreifende Platte mal als kleines Tape-Trading-Projekt von zwei Musikern zwischen Hamburg und Koblenz begann, hört man “Scaryland” absolut nicht an. Jeder Song ist wunderbar facettenreich ausgestaltet, es treffen die typischen Kurt-Ebelhäuser-Gitarren auf eine Vielzahl an anlogen Vintage-Synthies, die die Produktion (ausnahmsweise mal nicht von Ebelhäuser selbst, sondern von der Tonstudio-45-Entdeckung Michel Wern betreut) mit jedem Song zu einer spannenden Entdeckungsreise machen. Auch, weil dank des Zutuns von Ingo Drescher in dieser Platte mehr Pop-Appeal steckt als in allen Blackmail– oder Scumbucket-Platten. Dreschers verträumte, oft melancholische, dabei aber stets sehr präsente Stimme singt Melodien, die nicht selten an John Lennon erinnern und dieser eigentlich druckvollen Platte einen regelrechten Dreampop-Twist verleihen. Mit Markus Möwis sitzt obendrein ein hervorragender Schlagzeuger auf dem Hocker, der “Scaryland” zu einer Internationalität verhilft, die man bei deutschen Rockplatten nur selten hören kann. Das lange Warten auf etwas Neues aus dem Hause Ebelhäuser hat sich also gelohnt: “Scaryland” zeigt wieder, wie konkurrenzlos gut die beiden Brüder im kreativen Austausch mit einem weiteren begnadeten Sänger und Songwriter sind.
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Doing, Making, Saying Things (EP)
VÖ: 01.10.2021