Mit was für einem Organ dieser Mann gesegnet ist. Eines, das unmittelbar berührt, jede Melodie souverän hinbekommt, es sich aber nie zu bequem macht. Im Punkrock (wo er bezeichnenderweise nur Zweitsänger ist) sucht Andriano damit seinesgleichen. Darüber hinaus ist er erstaunlich nah dran an Colin Hay, dem einstigen Man At Work von Down Under. Auf “Party Adjacent”, der zweiten Platte seines Soloprojekts, steht Andrianos Stimme naturgemäß im Mittelpunkt. Diesmal allerdings nicht auf einem fragilen, wenn auch wunderschönen Singer/Songwriter-Korsett wie 2011 bei “Hurricane Season”, sondern auf einem spielfreudigen Bandfundament. Mit Freunden, die ansonsten bei Jeff Rosenstock und den Hard Girls aktiv sind, nahm er ein im besten Sinne klassisches Gitarrenalbum auf, bei dem von Slide-Guitar, über Power-Pop-Riffs und Hardrock-Soli bis zu modernen Indiebeats alles erlaubt ist, solange es dem Song dient. Während Kollegen wie Dave Hause oder Chuck Ragan schnell bei Springsteen, Dylan oder Cash landen, hält sich Andriano lieber an Elvis Costello und zeitlosen Indierock. So überzeugend hat den Sprung aus der Akustikgitarren-Sackgasse zuletzt nur der ähnlich stimmgewaltige Kanadier Northcote hinbekommen. Die Gefahr, dass Andriano seiner Hauptband und somit dem Punkrock zu nah bleibt, kommt bei diesen zwölf durchweg überzeugenden, abwechslungsreichen Songs gar nicht erst auf. Womit er im Direktvergleich mal wieder besser abschneidet als Matt Skiba, der sich vor wenigen Monaten mit Kuts nur zu gern vom Alkaline Trio emanzipiert hätte.
weitere Platten
Dear Darkness
VÖ: 11.02.2022
Hurricane Season
VÖ: 09.08.2011