Schließlich pflegt der Künstler mit dem Whitetrash-Look von Rockertolle bis Unterhemd noch immer den Retro-Rundumschlag: Kratziger Garagenrock mischt Country und Western auf, Folk und Rockabilly liegen sich in den Armen, und sinistere Soul-Anleihen breiten sich schwer auf TexMex-Klängen aus – Sartain veranstaltet auf “Lives” eine schwül-lässige Gitarrensause mit Blues im Blut, Punk im Herzen und LSD im Hirn, deren hitzige Underdog-Erotik im “Bohemian Grove” richtig aufgehoben ist. Das klingt in “Doin Anything I Say” nach den lärmigen Proto-Garagenpunks The Stooges und MC5, während die trockene Vinyl-Seele von “Voo Doo” auch den White Stripes gestanden hätte. Die meiste Zeit aber groovt das Album so höllisch, dass der Teufel neben Georgia auch in Sartains Heimat Alabama seine Finger im Spiel haben muss: Cooler als im stampfenden “Atheist Funeral” oder der Country-Ballade “Ruby Carol” kann man gegenwärtigen Retrorock kaum künstlich altern lassen.
Abgesehen vielleicht von “Walk Among The Cobras IV”, das die Dead Kennedys und Johnny Cash so locker auf zwei Minuten zusammenpfercht, dass es eine Freude ist. Spätestens bei den psychedelischen Geistverneblern “Prayin For A Miracle” und der düster-lustvollen Prophezeiung “Bad Things Will Happen” braucht es dann einen Blick auf den Kalender, um sich hinsichtlich des Jahrzehnts rückzuversichern. Verwirrend, aber wahr: In ausgesuchten Momenten klingt der fünf Dekaden später kompilierte Sound von Dan Sartain originaler als die Originale.
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The Detroit Cobras – “Baby”
Heavy Trash – “Midnight Soul Serenade”
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