Danger Dan
Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt (Live)
Text: Lukas Schumacher | Erschienen in: VISIONS Nr. 363
Die Konzerte absolvierte Danger Dan gemeinsam mit einem Streicherquartett, das auf dem Livealbum eine tragende Rolle einnimmt. Dis Tracklist folgt nicht der des Studioalbums, lediglich der Opener bleibt gleich: In “Lauf Davon” beschreibt Danger Dan die Flucht vor einem vermeintlich vorgefertigten Lebenslauf und ein Lou Reed-Konzert in Paris. Das folgende “Nudeln und Klopapier” avancierte im Lockdown zum viralen Hit und bietet dem Publikum die erste Chance mit Danger Dan gemeinsam zu singen.
Die “Ode an den Mord” kündigt Danger Dan augenzwinkernd als “eines der schönen Themen dieses Lebens” an, bevor er in “Topf und Deckel” zum ersten Mal seine vielleicht größte Stärke aufblitzen lässt: Liebeslieder auf Deutsch zu schreiben, ganz ohne Pathos und Kitsch. Das folgende “Ingloria Victoria” erzählt von seiner Schulzeit in seiner Heimatstadt Aachen, inklusive Auseinandersetzung im Wikipedia-Eintrag der Schule, bevor der dann beginnende Mittelteil des Albums vor allem politisch und gesellschaftlich geprägt ist: “Das schreckliche Buch” beschreibt eine Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen, die Danger Dan selbst besucht hat.
Die “Ölsardinenindustrie” berichtet von den Machtdynamiken der Welt und der Stellung des Menschen und “Ich verprügelte die Sextouristen in Bangkok” exakt von dem, was der Songtitel vermuten lässt. Das alles folgt einer gewissen Logik, wirkt an manchen Stellen allerdings etwas einförmig – was hier allerdings in der Natur der Sache liegt: Ein Soloklavieralbum kann nun mal nicht so abwechslungsreich klingen wie ein Album, das mit Hilfe eines großen Orchesters entsteht.
Andererseits macht man sich so nahbarer und angreifbarer. Im Zentrum des Albums stehen deshalb die Songs selbst, und die fallen qualitativ nie bemerkenswert ab. Danger Dan ist ein exzellenter Musiker und das Publikum lässt sich voll auf ihn ein. Es gibt so gut wie keine Zwischenrufe oder Störgeräusche. Die machen zwar manchmal den besonderen Charme eines Livealbums aus, in diesem Fall unterstreicht ihre Abwesenheit allerdings die Besonderheit der aufgezeichneten Konzerte auf einer weiteren Ebene. Und nachdem einen Danger Dan mit “Eine gute Nachricht” und “Tesafilm” entlassen hat, freut man sich mit ihm darüber, dass man am Leben ist – ohne jede Ironie oder Pathos.
Das steckt drin: Antilopen Gang, Fatoni, Maeckes
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Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt
VÖ: 30.04.2021