Einer EP könnte man nämlich verzeihen, dass jeder der sieben originären Songs wie der davor klingt. Man könnte darüber hinwegsehen, dass die Hälfte von “Castles” aus Remixen und Neuinterpretationen des Openers “Saved” besteht. Und vielleicht hätte man dem gesamten Projekt eine gewisse Blauäugigkeit zugestehen können, mit dem Fazit, da könne ja noch was kommen. Tut es aber nicht. Genau genommen lässt die magere Ausbeute an tatsächlich guten Ideen auf “Castles” vermuten, dass diese Platte Tompkins einziges Soloalbum bleiben wird. Das bereits angesprochene “Saved” setzt den Ton: einfachste Melodien, sphärisch dudelnde Sequenzer und mäßig originelle Dubstep-Beats konkurrieren um das Prädikat Gehobene Langeweile. Tompkins Stimme gerät dabei in Abwesenheit von Gitarren dermaßen in den Fokus, dass einem schmerzlich bewusst wird, wie eintönig sie tatsächlich klingen kann. Da helfen auch die immer gleichen Autotune-Harmoniegesänge nichts. Die fangen nämlich ganz im Gegenteil in ihrer Dichte unfassbar an zu nerven. Nun kann man Tompkins natürlich zugutehalten, dass er mit seinen Songs eine tiefe Verbeugung vor Helden wie Massive Attack und Depeche Mode vollzieht, seiner Liebe zu TripHop und Dubstep huldigt und Ideen Raum gibt, die bei Tesseract keinen Platz finden. Am Ende des Tages ist “Castles” trotzdem nichts weiter als eine halbe Stunde vorhersehbare Musik mit mäßigem Unterhaltungswert, künstlich verlängert durch vorhersehbare Remixe der gleichen Musik. Eine vergleichsweise öde Erfahrung.
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Ruins
VÖ: 11.12.2020