Stell dir vor, du bist Hollywoods Groß-Komponist, hast wegen diverser Shows im Kalender alle Filmprojekte abgesagt, wirst durch die Pandemie ausgebremst und siehst, sobald du den Fernseher anstellst, das Gesicht des Damals-noch-Präsidenten Trump. Danny Elfmans Reaktion: Rock! Als Ex-Chef der New-Wave-Band Oingo Boingo kennt er das Metier. War seine Musik damals hektisch, ist sie nun wuchtig. Geblieben ist die Ironie: Die Songs heißen “Sorry”, “Happy” oder “Everybody Loves You” – nichts davon ist wahr. Wenn Elfman Rock sagt, dann meint er eine symphonische Variante: Hier und da spielt ein Orchester, die Effekte sind groß, das Sound-Panorama enorm – Alternative Rock mit der Kraft eines Blockbusters. Weil Elfman exzellent vernetzt ist, suchte er sich Unterstützung bei gefragten Studio-Musikern: Drummer Josh Freese und Gitarrist Robin Finck spielten schon für Nine Inch Nails oder Guns N’Roses, die israelische Gitarristin Nili Brosh zählt zu den größten Virtuosinnen ihres Metiers. Doch Kontakte und Sound-Kenntnisse nützen wenig, wenn dem Schöpfer keine guten Songs einfallen. Zwar hätte man “Big Mess” um ein paar Tracks kürzen können, aber immer wieder gelingen Danny Elfman Momente, in denen die Idee aufgeht: Das sehr böse “Kick Me” wütet auf einem Niveau mit Killing Joke, “In Time” ist eine dunkle Ballade mit weinendem Cello, seltsamen Chören und subtiler Gesangsmelodie.
weitere Platten
Bigger. Messier.
VÖ: 12.08.2022
So-Lo
VÖ: 11.11.1984