Live waren die belgischen Querköpfe um Womanizer Bent van Looy ja schon immer eine Wucht: eine sympathische Horde entgrenzt auf kleinen Club-Bühnen herumturnender Spaßkanonen, die ihre helle Freude daran hatten, das Publikum aus einer Emotion in die andere zu katapultieren. Da stand man und verfolgte mit herunter geklappter Kinnlade, wie diese Typen diabolisch grinsend Genre-Zäune niedertrampelten. Dem Das Pop-Erstling “I Love” indes fehlte exakt das: ein nachvollziehbarer Bauplan. Stückwerk war das – in Teilen sicher brillant, auf Dauer aber allzu verwirrend und zerrissen. Umso glücklicher kann man sich nun schätzen, dass der Nachfolger mit einjähriger Verspätung wider Erwarten doch noch über den Indie-Winzling ‘Haldern Pop’ den Weg in deutsche Läden gefunden hat: Wie der Titel andeutet, ist “The Human Thing” trotz der zahlreichen elektronischen Klangerzeugern eine deutlich organischere, kontrolliertere Angelegenheit. Erwachsene Piano-Zuckerbäckerei wie “Gerard” begeistert hier genauso wie die sanft auf einem Bett aus Geigen daher schaukelnde erste Single “You”, der abgehangen-coole Rocker “Turn” oder das an dEUS-Glanzlichter gemahnende “Never There”. Die ur-belgische Fähigkeit, auf den ersten Blick unübliche Harmonien zu bauen, darf man auch bei “We Live Again” bestaunen, wobei die geografisch-freundschaftliche Nähe zu den prominenteren Dewaeles insbesondere bei den Gesangslinien nie völlig von der Hand zu weisen ist. “Zartbitter” wäre wohl tatsächlich das Wort, das die vorherrschende Grundstimmung am treffendsten fasst. Was freilich nicht bedeutet, dass die Genter nicht hin und wieder komplett am Rad drehen, vornehmlich im grandios überkandidelten “Feverman” inklusive Metal-Solo, bösen Elektro-Drumfills und pelzigstem Vocoder-Effekt. Dennoch: Der Fokus liegt ganz klar auf funktionierenden Songs mit Melodien für den Schrein. Aus einem Kinderspielplatz ist eine geordnete Studenten-Wohngemeinschaft geworden. Inklusive Küchenplan. Jetzt passt sogar der Name.