Das zweite Album des Quartetts stresst ungefähr genauso sehr, wie die titelgebende Aromatherapie entspannen soll. Eine Teilschuld daran trägt Lasse Marhaug, der schon mit Sunn O))) zusammenarbeitete und eine Koryphäe für alles ist, was mit ohrenbetäubendem Noise zu tun hat. Mit diesem Vorwissen schneidert der Produzent dem zornigen Grundtenor einen angebracht kratzigen und übersteuerten Sound auf den Leib, der zwischen Blastbeats, Powerchord-Stakkato und dem giftigen Gesang von Annika Linn Verdal Homme puren Hass ausdrückt. Den geben die in Norwegisch gehaltenen Texte durch die Intensität der Songs auch für alle wieder, die der Muttersprache von Daufødt nicht mächtig sind. Dennoch lohnt ein näherer Blick auf die Texte: Die Frontfrau kreischt leidenschaftlich gegen religiöse Indoktrination, krank machenden Turbokapitalismus und die rosarote Brille der Konsumgesellschaft an und offenbart so gleichzeitig die Quelle der Wut, die in Songs wie “Velvære-Avspenning” (“Wellness-Entspannung”) mal mehr und etwa in “Spy Blod & Dø” (“Blut spucken und sterben”) mal weniger ironisch zum Ausdruck kommt. Es schmerzt, sich “Aromaterapi” hinzugeben, am Ende stellt sich mit dem Schmerz aber eine Katharsis ein, die bis ins Mark erschüttert und wachrüttelt.
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