Dabei wirkt Gibsons Ansatz beim ersten Hören, als wäre Peter Steele dem Grab entstiegen, um ein Hank-Williams-Coveralbum aufzunehmen, das jetzt in Form von Massive-Attack-Remixen veröffentlicht wird. Gibt man “Me Moan” aber eine zweite Chance, stellt man schnell fest, dass hier doch alles wunderbar zusammenpasst. Und mit jedem weiteren Durchlauf fragt man sich, warum dieses Country-Update so lange auf sich hat warten lassen. Statt mit der Gitarre arbeitet Gibson lieber mit dem Macbook und bastelt aus Samples und Drum Loops seinen eigenen Sound, irgendwo zwischen Nashville, Clams Casino und Twin Peaks. Im Gegensatz zum Debüt “All Hell” von vergangenem Jahr, holte er sich für “Me Moan” Unterstützung von Studiomusikern – darunter John Baizley von Baroness –, um ein facettenreicheres Klangspektrum zu schaffen. An den Texten, in maskulinstem Bariton und mit jeder Menge Kautabak im Mund vorgetragen, hat sich aber nicht viel verändert, sie erzählen erneut tieftraurige Geschichten, wie die eines am Verlust seines Kindes zerbrechenden Paares in “Franco”: “I wish we had a kid/ Who never wanted to die.” Die elf Songs wirken homogen, ohne dabei gleich zu klingen. Besonders “Mad Ocean” und “Kissin On The Blacktop” stechen hervor: Ersteres, weil es schafft einen gesampleten Dudelsack zum tragenden Element zu machen, und zweiteres, weil zu diesem funky Swamp-Rock mit Klapperschlangen-Percussion kaum jemand stillsitzen kann. Mutiger wird Country so schnell nicht interpretiert werden.