Daughters
You Won't Get What You Want
Text: Carsten Sandkämper
Den siebenjährigen Winterschlaf der Band aus Rhode Island hört man diesem Album in keiner Sekunde an. Nach wie vor klingen Daughters nach Grindcore und Artrock zugleich. Maximale Kompression, beschwörender Spoken-Words-Gesang, atonale Gitarren aus dem Ringmodulator und eine der besten Postcore-Rhythmusgruppen pflastern den harten Weg, auf den uns das vierte Album von Alexis Marshall, Nick Sadler, Jon Syverson und Sam Walker mitnimmt. Dabei geht die Band mitunter hörbar an die Grenzen des Tonalen, bewusst und mit Leidenschaft. Wir haben dieses Stück Kunst gemacht, wie es bei den Leuten ankommt, liegt nicht mehr in unserer Hand, sagt Marshall und fügt hinzu: Gleichgültigkeit ist der eigentliche Feind von Kunst, und es liegt in der Hand des Künstlers und Hörers, sie zu bekämpfen. Vor diesem Hintergrund werden minimalistische Kraftakte wie das stoisch auf zwei Tönen verharrende “Ocean Song” zu Statements gegen den Konformismus, gewinnt das laszive “Less Sex” eine beunruhigende Doppelbödigkeit und gerät der nervtötend verzerrte Opener “City Song” zum Abgesang auf soziale Isolation inmitten von Millionen Menschen. Mit “Satan In The Wait” hat die Band ganz nebenbei eine Hommage an Killing Joke erschaffen. Gleichzeitig ist jede Interpretation zulässig und gewollt. Auch diejenigen, die in “You Wont Get What You Want” nur eine weitere Noise-Platte sehen wollen, haben Recht. Denn dieses Album, mit all seinen überdrehten akustischen Grenzerfahrungen, gibt einem, entgegen seines Titels, alles, was man will.
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VÖ: 09.03.2010