Das haben sich die Londoner selbst eingebrockt: Wäre das Cover ihres vierten Albums von jemand anderem als dem bekannten Tolkien-Illustrator Ted Nasmith gestaltet, hätte man auch nicht in den ersten Minuten ständig Schlachtengetümmel vor den Toren von Minas Tirith vor Augen. Sind die geschlossen, sieht die Sache schon besser aus. Zwar rücken weiblicher, anscheinend nur aus Vokalen bestehender Hintergrundgesang und eine Querflöte “Ages” gelegentlich gefährlich nahe an Fantasy-Kram, mit fortschreitender Laufzeit jedoch festigt sich der Gedanke, dass so Neurosis klingen könnten, hätten sie eine Vorliebe für Black Metal und dessen Hochton-Gekreisch. Vom “Grind & Growls”-Bereich fern halten Dawnwalker sich wiederum durch melodische Gitarrensolos, wie sie etwa Opeth heutzutage spielen, und das regelmäßige Aufbrechen ihrer epischen Strukturen: “Ages” besteht größtenteils aus vier Longtracks, die alle über zehn Minuten dauern, aber sich mit Score-ähnlichen Interludes abwechseln und auch mittendrin Akustik-Einsprengsel und Klargesang zulassen. Ein gekonntes Spiel mit der Dramaturgie, das sicher auch davon profitiert, dass Mastermind Mark Norgate im Brotberuf Fernsehserien zurechtschneidet. Sein ehemaliges Schlafzimmerprojekt hat sich über drei Alben und mehrere EPs zur Stil-Hydra entwickelt, die ihr bisher überzeugendstes Werk dahinfaucht.
weitere Platten
The Unknowing
VÖ: 18.10.2024
House Of Sand
VÖ: 19.08.2022