Die allseits beliebte Koblenz-Connection um Blackmail einmal ganz anders: weniger Gitarren, dafür um so mehr Sphäre.
Die in Redaktions- und Leserkreisen hoch geschätzte Koblenzer Gitarrenszene zeigt sich hier einmal von einer ganz anderen Seite – flächig nämlich, trippig, irgendwie poppig, und vor allem: einfach schön. Qualität ist man von ihnen ja gewohnt, wenn auch sonst auf einem ganz anderen Terrain. Doch auch dieser Ausflug ins Sequencer-Land weiß vollends zu überzeugen. Was vor etwa fünf Jahren als Klangforschungs-Projekt des Gitarristen Jörg Stotz und des Chapmanstick-Spielers Michael Elzer begann und erst vor gut zwei Jahren durch die beiden Blackmail-Members Mario Matthias (Drums) und Aydo Abay (Vocals) ergänzt wurde, ist für die hiesige Musikszene (und streng genommen auch überhaupt) etwas ziemlich Einmaliges. Spacige, dicht gewobene und an Intensität kontinuierlich zunehmende Computer- und Gitarren-Flächen treffen auf subtile Düsternis und tiefe Melancholie. Marios präzises Uhrwerk-Drumming korrespondiert gekonnt mit hintergründig rollenden Drummachines. Entspannte Arrangements mit viel Zeit zur Entwicklung und dem Sinn für die optimale Stimmung treffen auf die produktionelle Entschlossenheit, um eine unkonventionelle, packende Atmosphäre zu erzeugen. Und dass Aydo eine der charismatischsten und unverwechselbarsten Stimmen der deutschen Leadvokalisten-Szene hat, wurde in diesem Heft ja schon mehrfach erwähnt. Kurzum: Mit Dazerdoreal erhalten wir den lange überfälligen, gefälligen Gegenpol zu der ganzen Weilheimer Studenten-Elektronik.