Aber wieso sollte es auch? Das Debütalbum war ja schließlich auch eine schwere Geburt, aber ein schönes Baby. Im Kindbett vertauscht hat es bis jetzt auch noch niemand, dazu sieht es nach wie vor zu eigen aus, mit Garage und Beat als Taufpaten und Ska als der guten Fee. Die ist allerdings diesmal irgendwie nicht eingeladen worden, und was auf “Time To Take Sides” nun den Rhythmus vorgibt, ist anderen Ursprungs. Rockiger, einfacher, oder um bei den Dead 60s zu bleiben: noch einfacher. Sicher, man kann die zaghaften Versuche der Band hören, sich bei einzelnen Songs mehr auf Melodien zu verlassen, aber von Geniegehabe und Cäsarenwahn sind sie trotzdem noch ein oder zwei Rockopern entfernt. Dazu haben sie viel zu sehr verinnerlicht, dass ihre Stärke im schnoddrigen Geknurre liegt, und auch auf dieser Platte klingt jeder zweite Song im Grunde nach Kirmespersonal, das die Dorfschönheiten flachlegt. Unberechenbarkeit, Gefahr, Bravado – merkwürdig, dass all diese Eigenschaften so gut von Bands transportiert werden können, deren musikalisches Arsenal konservativ und begrenzt ist. Die Dead 60s geben ihr Geheimnis bis auf weiteres nicht preis.
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dto.
VÖ: 23.09.2005