Blickt man auf die jüngere Musikgeschichte, ist ein 70er-Revival rund um Bands wie The Devils Blood, Graveyard oder Blues Pills nicht von der Hand zu weisen. Der Clou an allen genannten Vertretern des Genres ist jedoch, dass sie neben ihrem Retro-Charme auch exzellente Songschreiber sind. Etwas, das sich von Dead Lord nicht behaupten lässt. Auch auf ihrem zweiten Album “Heads Held High” huldigt die Band ihrer Vorliebe für Thin Lizzy, mitsamt treibender Doppelgitarre, rumpelndem Schlagzeug und exzentrischer Stimme am Mikrophon. Frontmann Hakim Grim verleiht mit dieser dem Material an einigen Stellen kleine denkwürdige Momente, besonders im sehnsüchtigen “No Regrets”. Gemeinsam mit der unverfälschten, warmen Produktion kann man das auf der Haben-Seite des Albums verbuchen. Dem gegenüber stehen gewichtige Schwächen in Sachen Songwriting, die bereits auf dem Debüt vor zwei Jahren aufblitzten. Hits wie “Onkalo” oder “Hank” vermisst man dieses Mal vollkommen, stattdessen gibt es zu viele Songs, die stur nach Schema F ablaufen. Lediglich das epische “The Bold Move” versucht effektiv, aus den bestehenden Mustern auszubrechen und über sechs Minuten hinweg eine Geschichte zu erzählen. Drumherum plätschert “Heads Held High” ereignisarm vor sich hin, bemüht dutzendfach gehörte Riffs und hat selten zündende Ideen zu bieten. Am Ende ist es ein bisschen so, als würde man einer Tribute-Band in einer Kneipe zuhören. Für einen Abend absolut in Ordnung, aber zu Hause greift man besser zu den Originalen.
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VÖ: 04.09.2020
In Ignorance We Trust
VÖ: 25.08.2017