Death Breath
Stinking Up The Night
Text: Philipp Welsing
Alles hier ist wegen Nicke Andersson, der jetzt bei den Hellacopters rock’n’rollt und damals bei den sagenhaften Entombed deathmetalte. Da legte er Musik-Grundsteine für Bands, die selbige bis heute noch ehrfurchtsvoll betreten müssen, um der Welt gute DM-Platten abzuliefern. “Wolverine Blues” heißt einer davon. Und jetzt spielt Andersson wieder Drums und Gitarre in einer Death Metal-Dreierrunde. Das Infoblatt basiert zu drei Vierteln auf seinem Namen. Diese Rezension gibt es wegen ihm. Gemastert hat Henrik Johnsson (Hellacopters/Abba/Sahara Hotnights). Alles wegen Andersson. Sein Album mit Death Breath ist seinem alten Nihilist-Weggefährten Leif Cuzner gewidmet, der in diesem Jahr verstarb. Am Mikro grummelt und grunzt Robert Pehrsson, Mitglied von Thunder Express, dem Sidekick des zweiten Hellacopters-Gitarristen Robert Dahlqvist. Bass spielt Magnus Hedquist. Zumindest auf dem Album; aus der Band ist er wieder raus, warum, “das geht euch nix an”, sagt die Homepage. Neben dem schwedentypisch knochentrockenen, gleichzeitig schön derben Sound herrlich homogen: die Texte. Gescheiterte, geschundene, geschlagene, betrogene Menschen waten langsam und ohne Hoffnung auf Besserung ihren Weg durch verrottende Leidensgenossen, die’s schon hinter sich haben. Sekündlich werden vor Elend hängende Köpfe abgeschlagen. Gnadenlos, humorlos (der Albumtitel hätte Gegenteiliges vermuten lassen). So weit stimmig. Jedoch: Die meisten Bands haben den Anspruch inne, eine hervorragende Platte zu schaffen, die ihnen selbst und hoffentlich auch vielen anderen im Gedächtnis bleibt. Warum machen Death Breath eine Death Metal-Platte, mag man sich nun fragen. “Warum nicht.”, antwortet das Infoblatt. Das sagt Einiges. Es ist Andersson aber auch wirklich egal, ob sich die Welt für Death Breath interessiert. Und warum die Band allerorten stattfinden wird, wurde eingangs gesagt. Die allgemeine Mir-doch-egal-Einstellung hört man mit einer Ausnahe jedem Song an. Um eine wahnsinnige Platte zu machen, braucht es halt den wahnsinnigen Ansporn, etwas bewegen, erreichen zu wollen. Weil das hier fehlt, bleibt es bei technisch guten, ansonsten egalen Stücken. Einmal angehört, danach so oft benutzt wie die “Rollen”-Taste auf dem PC-Keyboard. Einzige Ausnahme: das instrumentale Paranoia-Erlebnis “Cthulhu Fhtagn!” – gleichzeitig eine schöne Verneigung vor Slayer. So muss es sich anfühlen, wenn man sich in die Hosen scheißt, in Todesangst flieht, und am Ende gar nicht verfolgt wurde. Alles Weitere knüppelt höhepunktlos daher. Man vergisst schlichtweg, dass hier immerhin Nicke Andersson Gitarre und Schlagzeug spielt. Wenn das der Plan war: Gratulation. Wenn nicht: weiter im Text.