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    Death Lust
    Chastity

    VÖ: 13.07.2018 | Label: Captured Tracks/Cargo/
    Text:
    Death Lust - Chastity

    Brandon Williams ist der Junge, um den immer alle Angst hatten. Auf seinem Debüt schleudert der Kanadier seine Gedankengänge über den Tod gegen Grunge, Noise und kaputten Punk und sieht zu, wie sie aufklatschen.

    “Sadness is the danger of being young/ Dreaming of the days still to come”, singt Williams im Schwebesong “Come” kurz vor Schluss seines ersten Albums, und es klingt wie eine Entschuldigung, die viel zu spät kommt. Der Großteil von “Death Lust” liegt da schon in gewaltigen Trümmern aus Hardcore-Punk, trotzigen Gitarrenriffs, Knarzbässen, Post-Grunge-Noise und aufgewirbeltem Fuzz. Darin wütet und schreit Williams und fährt sich dann nur kurz mit dem Flanellhemdsärmel über den Rotz, bevor er seinen Kopf auf den anderen Arm legt und noch mal in Ruhe nachdenkt: “What would it feel like to fall/ From the school, 60 feet tall?”. Im kanadischen Städtchen Whitby ist Williams nur ein paar Jahre vor A.J. Cook zur Schule gegangen, die in The Virgin Suicides gemeinsam mit ihren Schwestern stirbt, und in seinen ruhigen Momenten klingt sein Projekt Chastity fast so zart wie die Szenen vor dem Filmtod. “Death Lust” handle davon, mit einer Todesobsession aufzuwachsen, sagt Williams, als müsse er zu den Texten über sämtliche Sterbensgründe und -arten überhaupt noch was erklären. Seine musikalischen Referenzen sind nicht so fokussiert, sodass Kritiker von Dinosaur Jr. über die Deftones und Helmet bis zu den Smashing Pumpkins meist einfach alles nennen, was irgendwie mit den 90ern zu tun hat, auch wenn nichts richtig trifft. Williams ist ein schmales Emopunk-Kid mit einsamer Stimme und schwerem Gerät, das in einer Blitzsekunde darauf kommen kann, die verzerrte Gitarre gegen die Wand zu werfen, sich durch einen Moshpit zu boxen und dann am anderen Ende shoegazig vor sich hinzuzupfen. Statt Chaos kommt dabei ein großer Song nach dem nächsten heraus. Mit einer Kassette, einer Seven-Inch und einer EP hat er sich in den letzten paar Jahren ein Publikum erspielt, das ihm gerade deshalb folgt, weil er selbst nie ganz genau zu wissen scheint, wohin es geht. Raus aus dem Kaff und in eine Stadt wäre jedenfalls sinnlos, findet Williams, der nach wie vor in Whitby wohnt und dort Scheunenkonzerte mit Freunden wie Metz oder Pup veranstaltet, nachdem erst sein Kinderzimmer und dann der Keller seiner Eltern zu klein wurden. Dabei sammelt er Spenden für ein Projekt, das sich um die seelische Gesundheit von Jugendlichen kümmert, weil er das früher selbst gut hätte brauchen können, wie er sagt. Auch die morbidesten Künstler können ihre beste Kunst schließlich nur machen, solange sie am Leben bleiben.